Portrait der Autorin Nadia Sahlenbeck
Nadia Sahlenbeck, 39 Jahre, lebt mit ihrem Mann und ihrem zweieinhalbjährigen Sohn in Rahlstedt. Sie stammt ursprünglich aus Wuppertal Sprockhövel. Dort ist sie in einem Fachwerkhaus mitten im Wald aufgewachsen. Doch, wer jetzt an Bullerbü und eine heile Welt denkt, liegt falsch. Im Gegenteil, ihre Kindheitskulisse dient ihr als Inspirationsquelle für Mord und Totschlag. Sie schreibt Krimis, nein das wäre zu einfach gedacht. Es kommt in der Regel kein Kommissar vor. Ihre Geschichten sind subtiler. Im Laufe ihrer Erzählungen bekommt der Leser eine Ahnung von tiefen menschlichen Abgründen, die ihre Protagonisten zu fürchterlichen Taten hinreißen lassen. Dabei treibt sie nicht nur ihre Figuren in den Wahnsinn. Sie spielt mit Urängsten und lässt die Fantasie des Lesers Achterbahn fahren. Achtung: Kopfkino!
Wie kommt man auf solche Ideen? „Ich kann einfach nicht anders. Mein Kopf ist ganz voll und die Geschichten müssen raus.“, erklärt mir Nadia Sahlenbeck. Schon mit drei Jahren wünschte sie sich eine Schreibmaschine zum Geburtstag, doch ihr Vater sagte dazu wenig verständnisvoll: „Du bist bekloppt!“ Also hörte sie weiterhin ihrer Urgroßtante gut zu, die eine große Geschichtenerzählerin war. Sie kannte viele alte Sagen, zeigte der kleinen Nadia im Wald Kreuzwege und erklärte ihr, sie dürfe die Bäume nicht verletzen, weil die darin lebenden Geister zornig würden. Auch das Fachwerkhaus der Familie von 1798 war in der Gegend bekannt für eine grausame Legende. Man munkelte, dort habe ein reicher Mann seine Frau im Keller verscharrt. Vater Sahlenbeck hat tatsächlich immer wieder nach der Leiche im Keller gesucht und Wände dafür aufgeschlagen, weil er sich sicher war, dass sie nicht im harten Granitboden sein könne.
In dieser einsamen und gruseligen Umgebung wollte Mutter Sahlenbeck, die die Schwiegereltern im Haus gepflegt hat, nicht alleine sein – schließlich war sie erst Anfang 20. So entschloss sie sich, ihre Tochter Nadia nicht in den Kindergarten zu geben. Sie sollte ihr lieber Gesellschaft leisten. Die Kleine wuchs also recht einsam auf und saugte gierig alles auf, was ihr ihr Umfeld anbot … Geschichten, immer wieder Geschichten – darunter immerzu der Schimmelreiter und der Erlkönig. Als sie 5 Jahre alt war, brachte ihr Bruder ihr das Lesen bei und sie verschlang alle Bücher von Edgar Allen Poe, bekannt für seine Krimi- und Horrorliteratur. Sie war fasziniert von der Welt des Bösen. „Aber mein Bruder hat davon nix abbekommen. Der hat immer weggehört. Der ist ganz normal.“, erwähnt sie beiläufig.
Ab dem Moment wo sie schreiben konnte, hat sie ihre eigenen Geschichten aufgeschrieben. In jeder freien Minute füllte sie unzählige Papiere von Hand mit ihren morbiden Gedanken – ihre Mitschüler waren geschockt. „Dabei komme ich fast immer ohne Blut aus.“, erklärt sie stolz.
Als sie 15 Jahre alt ist, lassen sich ihre Eltern scheiden und sie igelt sich ein – allein im Wald. Sie beginnt schließlich eine Friseurlehre und zieht mit 22 Jahren aus. Insgesamt arbeitet sie dann über 12 Jahre im Einzelhandel. „Ich habe immer gerne mit Menschen gearbeitet.“, sagt sie. Vielleicht weil sie in ihnen etwas Niederträchtiges für neue Geschichten sieht?
All die Jahre ruhen ihre Geschichten im Kopf. Sie schreibt nicht mehr, sondern versucht etwas „Ordentliches“ zu arbeiten. Wertschätzung hatte sie für ihre Geschichten ja bis dato noch nicht erfahren. Die Meinung ihres Vaters saß tief im Gedächtnis und auch die Reaktion ihrer Schulfreunde war eindeutig.
Doch nach 25 Jahren trifft sie im Internet ihre Jugendliebe wieder und sie kommen wieder zusammen. Er ist begeistert von ihren Geschichten und er ermutigt sie, sie zu veröffentlichen. Bravo!
2013 debütiert sie mit „Erik“ in der Anthologie "Vom Tod", Edition Stein und Baum, vorgestellt von Friedhelm Schneidewind auf dem Tolkin Thing. Es folgten u.a.
- "Subtile Horrorgeschichten“, 2014 als Buch erschienen
- „Die Tochter des Grim“, 2014 als Ebook erschienen
- „Lady Bellamy“, 2015 als Hörbuch erschienen
- März 2015 Höhepunkt Lesung auf der Leipziger Buchmesse
News:
- 06.2015 Lesung anlässlich des 5jährigen Geburtstagsjubiläums der Soulkitchen in Wilhelmsburg
- Mitarbeit an einem Drehbuch
- Hörproben auf Soundcloud, selbst eingelesen
- Immer wieder Lesungen bei „Hamburg zeigt Kunst“ in der Hamburger Fischauktionshalle
- Ab 2017 Kurzgeschichte im Literaturautomaten
Mehr über Nadia Sahlenbeck auf www.nadiasahlenbeck.jimdo.com